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Dio: Sacred Heart (Deluxe Edition) (Review)

Artist:

Dio

Dio: Sacred Heart (Deluxe Edition)
Album:

Sacred Heart (Deluxe Edition)

Medium: CD
Stil:

Heavy Metal / Hard Rock

Label: Universal / Mercury
Spieldauer: 53:18 + 38:32
Erschienen: 16.03.2012
Website: [Link]

„Wenn ich die drei Scheiben nun vergleichen soll, ist die zweite – „Holy Diver“ in allen Ehren – wahrscheinlich die bessere, und was „Sacred Heart“ betrifft, handelt es sich meinem Dafürhalten nach um einen stinkenden Haufen Scheiße.“ Dies diktierte Vivian Campbell, der nach der auf dieses Album folgenden Tournee seinen Hut bei DIO nahm, dem kanadischen Journalisten Martin Popoff, aber natürlich ist das großer Käse, denn schlechte Alben hat der verstorbene Sänger mit seiner Band nie aufgenommen.

Bloß mussten sich alle mit dem legendären und deshalb verfluchten Erstling vergleichen lassen, wobei sie nicht immer berechtigterweise den Kürzeren zogen. DIOs dritte Scheibe „Sacred Heart“ erfährt wie der Rest der Achtziger-Erzeugnisse der Band eine opulente Neuauflage in Universals nunmehr bekannter Deluxe Edition: Doppel-Digipacks, Bonusmaterial und dicke Booklets.

„Sacred Heart, desssen Cover mit einem Schriftzug von Thomas Ruggles umrahmt wurde, einem Professor für Latein von der Northern Arizona University (man lockte Fans mit einem Preisausschreiben, den Satz zu übersetzen), stellt ein Übergangswerk dar, da die klassische Besetzung hinterher zerbrechen sollte. Bereits zu hören ist erstmals das neue Mitglied Claude Schnell am Keyboard, der den Sound von DIO von Beginn an prägt.

Man hat immer wieder kolportiert RAINBOWs „Long Live Rock 'n' Roll“ sei als Blaupause für „Sacred Heart“ verwendet worden, was auch trotz des ähnlich betitelten Openers ein wenig zu kurz gegriffen ist. „King Of Rock And Roll“ war eine vergleichsweise schnöde Wahl und verhilft der Gruppe beileibe nicht zu einem Paukenschlag, zumal das Klima Mitte der Achtziger allmählich gen Speed, Shredding und Haarspray tendierte. Mittendrin standen DIO mit einem mal als behäbige Altrocker da, die im Text obendrein vor musikalischen Eintagsfliegen mahnten.

Im Titelstück, das stilistisch gewissermaßen jene der beiden Vorgängerscheiben miteinander kreuzt, widmet sich der Sänger inhaltlich einmal mehr der Diskrepanz zwischen jugendlichem Aufbegehren und Altersweisheit. Die Musik hingegen klingt ungleich geschliffener, wenngleich immer noch kräftig und nach Heavy Metal, selbst wenn man heutige Maßstäbe anlegt. Das Remastering von Andrew Pearce (war unter anderem auch für die Re-Releases von THIN LIZZY, WISHBONE ASH und BLACK SABBATH verantwortlich) hat wenig an der im Original kratzig mittigen Klangkulisse geändert, und das ist gut so.

„Another Lie“ zeigt noch deutlicher auf, wo DIO seinerzeit zu verorten waren: Eine gewisse Affinität zum aufkommenden Pop Metal ist dem Stück nicht abzusprechen, wozu auch der urtypische Text über böse Weiber und ebensolche Mächte passt. „Rock 'N' Roll Children“ hingegen gehört definitiv zu den stets gern übersehenen Stücken aus dem Œuvre: stimmliche Urgewalt, unzerstörbares Hook und Außenseiter-Lyrics mit Identifikationspotenzial für Heerscharen von Metal-Fans über Generationen hinweg.

„Hungry For Heaven“ ist das kommerziellste Stück der Scheibe und bringt eines der besten Solos zu Gehör, die Vivian Campbell je verbrochen hat. Das Video zum Stück ist wie alle von DIO ziemlich bescheiden und verdirbt die Freude am Stück, dessen zwei Single-B-Seiten „We Rock“ und „Last In Line“ in Live-Versionen ebenfalls enthalten sind. „Like The Beat Of A Heart“ tönt hinterher umso unauffälliger, irgendwo zwischen „Invisble“ und dem Titelstück des zweiten Albums.

„Just Another Day“ gleicht sich „Hungry For Heaven“ an, nur auf niedrigerem Niveau. „Fallen Angels“ steht am Ende emblematisch für die Schwäche dieser Platte: DIO schwankten unentschlossen zwischen handfester Härte und Plüsch, während auch textlich der Lack abblätterte: Underdogs prägten das Bild, schwache und ungerecht behandelte Menschen, zu deren Fürsprecher sich Ronnie im Laufe der Jahre immer stärker gerieren sollte.

„Shoot Shoot“ schlägt dem Fass am Ende für all jene den Boden aus, denen bereits „Rainbow In The Dark“ sauer aufstieß, da zur unverhohlenen Poppigkeit obendrein ein belangloser Text kommt. Sicherlich wiegt die Stimme des Frontmann neben der souveränen Handarbeit (Appice und Campbell waren beziehungsweise sind Meister ihres Fachs) einige auf, was auf „Sacred Heart“ schiefgegangen ist, doch man hört der Scheibe an, dass sich die Band auseinanderlebte, derweil Schnells Beiträge mitunter bemüht wirken, als hätte man sie mit der Brechstange in die Arrangements gehebelt. „Viel flächiges Geschwurbel“, behauptete Vivian nicht zu Unrecht.

Zur Wiederveröffentlichung: Von der eigentlich noch drei Live-Songs umfassenden „The Dio-EP“ wurde nur die exklusive Studioaufnahme „Hide In The Rainbow“ als Bonus hinzugenommen, ein schleifenden Stück aus der Feder von Ronnie und Jimmy Bain. Neben den erwähnten Tracks der Single zu „Rock 'N' Roll Children“ kommt die Live-B-Seite „Like The Beat Of A Heart“ der „Hungry For Heaven“-Auskopplung zum Zuge. Den Rest der zweiten CD bestreiten die Stücke der „Intermission“-EP (zur Vorstellung des nächsten Gitarristen Craig Goldy), unter anderem mit dem ebenfalls nicht auf dem Album verwendeten Studiotrack “Time To Burn”. “Rock ’N’ Roll Children” enthält ein Medley aus “Long Live Rock ’n’ Roll” und “Man On The Silver Mountain”. Angesichts der dürftigen Spielzeit der beiden Scheiben wäre mehr drin gewesen, vielleicht in Form von Videomaterial, das es in Hülle und Fülle geben müsste. Dass obendrein die Texte fehlen und stattdessen wie immer entbehrliche Liner Notes von Malcolm Dome enthalten sind, ist jedoch das dickste Minus, nicht zu vergessen der billig wirkende Druck auf der Digipack-Hülle. So wirkt die Auflage lieblos zusammengestückelt, weshalb man gut und gern bei den früheren Auflagen bleiben darf.

FAZIT: In der anhaltenden Lobhudelei um den verstorbenen Sänger (was wird das erst, wenn Wendy die Autobiografie freigibt?) dürfte auch dieser zweifelhafte Release Abnehmer finden, der eines der im Vergleich zu Vorgänger und Nachfolger durchschnittlichen Alben des Künstlers enthält. Rat des Rezensenten? „Intermission“ und „Sacred Heart“ getrennt erstehen, „Hide In The Rainbow“ auf der guten Best Of „Diamonds“ abgreifen. Mit etwas Glück kommt man dabei auf weniger als den hierfür veranschlagten Preis.

Andreas Schiffmann (Info) (Review 5750x gelesen, veröffentlicht am )

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Tracklist:
  • King Of Rock 'N' Roll
  • Sacred Heart
  • Another Lie
  • Rock 'N' Roll Children
  • Hungry For Heaven
  • Like The Beat Of A Heart
  • Just Another Day
  • Fallen Angels
  • Shoot Shoot
  • Hide In The Rainbow
  • We Rock
  • Last In Line
  • Like The Beat Of A Heart
  • King Of Rock 'N' Roll
  • Rainbow In The Dark
  • Sacred Heart
  • Time To Burn
  • Rock N Roll Children
  • Long Live Rock 'N' Roll

Besetzung:

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  • keine Interviews
Kommentare
LastInLine
gepostet am: 15.04.2012

Kann mich dem Review größtenteils, was die Musik angeht, anschließen. Sacred Heart ist bei Leibe keine Sternstunde im Dio'schen Schaffen - jedoch finde ich, dass es hier auch keinen gravierenden Ausfall gibt. Ich kann selbst "Shoot Shoot", der durch die unfreiwillig komische Aussprache im Refrain sogar etwas satirisch daher kommt, etwas abgewinnen.
(-1 bedeutet, ich gebe keine Wertung ab)
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